SPD beantragt Straßenumbenennung – und wird abgeblockt
von Wolf Thieme und Gustav A. Horn
Viele werden den Stolperstein an der Strasse der Einheit mit dem Namen Dagobert Bornheim schon gesehen haben Wer war Dagobert Bornheim? Zeitzeugen erinnern sich an einen kleinen rundlichen Mann, der freundlich lächelnd in der Eingangstür seines Bekleidungsgeschäftes stand und Passanten grüßte. Heute Straße der Einheit 8, damals Adolf-Hitler-Straße 115.
Dagobert Bornheim war ein braver Belziger Bürger, stellvertretender Schützenmeister im preußischen Schützenverein mit den schwarzweißen Uniformen und beim Umzug mit Säbel und Orden an der Seite des Fahnenträgers.
Doch nach der so genannten „Machtergreifung“ der Nazis ändert sich alles im Leben des Dagobert Bornheim. Spitzel beobachten, wer in seinem Laden einkauft, denn Herr Bornheim ist „Jude“ und kein Deutscher mehr. Für ihn ist kein Platz im „Dritten Reich“. Doch er vertraut darauf, dass ihm nichts passieren wird, denn er hat eine „arische“ Frau und zwei Kinder, die im NS-Jargon als „Halbjuden“ gekennzeichnet sind.
„Judenrein“ soll Belzig werden, das haben fanatische Nazis in Belzig beschlossen. Sie denunzieren ihn 1942 bei der Gestapo in Potsdam, und im Oktober 1942 wird Dagobert Bornheim vor den Augen seiner entsetzten Familie abgeholt. Schon am 15. Dezember desselben Jahres „verstirbt“ er im Konzentrationslager Auschwitz, 70 Jahre alt, angeblich an „Herzversagen“. So verschwindet Dagobert Bornheim aus Belzig, spurlos, denn es gibt kein Grab.
Die SPD Fraktion wollte daher den Teil der Straße der Einheit, an dem das ehemalige Wohnhaus von Bornheim steht, nach ihm benennen. Anne Baaske (SPD) trug die Argumente im Stadtenwicklungsausschuß vor. Jedoch folgte die Mehrheit der anderen Fraktionen dem Antrag nicht . Die Gründe sind aus der Sicht der SPD Fraktion nicht nachvollziehbar.
Es gibt sehr viele Straßen in Bad Belzig, die an bekannte Belziger Bürger und Politiker erinnern. Da sollte auch für Dagobert Bornheim Platz sein. Die Stadt Bad Belzig sollte für Dagobert Bornheim eine Straße benennen. Sie sollte den Teil der Straße der Einheit, in der sich Dagobert Bornheims Geschäft befand, abtrennen und nach Dagobert Bornheim benennen. Es wäre ein spätes, längst überfälliges Bekenntnis Bad Belzigs zu einem Bürger ihrer Stadt.
Rainer Bätz (SPD), der als sachkundiger Bürger für die SPD im Ausschuß sitzt erklärte: „Ein Belziger Jude und Ladeninhaber wird von Mitbürgern denunziert, kurz danach in Ausschwitz ermordet und eine Straßenumbenennung zu dessen Ehren wird mit der Begündung abgelehnt, den (wenigen) dort ansässigen Gewerbetreibenden könne man eine Adressänderung nicht zumuten- es ist nicht zu fassen “